Mein letztes Jahr mit dir
- Mareike
- 31. Dez. 2016
- 4 Min. Lesezeit
Heute ist Silvester und ich bin trotz Einladungen doch allein Zuhause geblieben, weil ich mich sowieso einsam fühle ohne dich.
Silvester war uns nie so wichtig - dir erst recht nicht. Wichtig war nur, dass wir es zusammen verbringen. Stattdessen sitze ich jetzt ohne dich hier und blicke alleine auf unser letztes gemeinsames Jahr zurück.
Dachten wir nicht 2016 wird unser Jahr?
Im Januar sind wir - zugegebenermaßen nach der üblichen Überzeugungsarbeit meinerseits - kurzerhand bis nach Inzell gefahren, um den Biathlon-Weltcup, der für Oberhof wegen Schneemangels abgesagt wurde, in Ruhpolding zu verfolgen.

Schließlich hatten wir uns im Vorfeld so sehr darauf gefreut. Oma's noch schnell gestrickte Deutschlandmützen in doppelter Ausführung im Gepäck. Wenigstens die Ohren blieben so warm. Die Kälte konnte der Stimmung beim Biathlon keinen Abbruch tun. Wir waren uns einig, dass die Atmosphäre dort noch besser ist als in jedem Fußballstadion. Weißt du noch, wie ich Simon Schempp angehimmelt und dich gehauen habe, weil du Foucarde angefeuert hast? Ohne dich wüsste ich wahrscheinlich bis heute nicht mal, was Biathlon ist. Aber meine Begeisterung dafür war schnell sogar größer als deine. Und auch unser spontan gebuchtes Apartment war super. Genauso wie das Treffen dort mit Alina und Markus. Es war aufgrund der langen Fahrten innerhalb so weniger Tage zwar etwas stressig, aber für uns beide ein wunderschönes Wochenende.
An Valentinstag hast du mir einen Strauß Blumen und Kino-Karten für "50 shades of grey" geschenkt. Wir fanden den Film schrecklich, was aber auch an dem dezenten Pärchen vor uns gelegen haben kann :-D ;-)
Im März waren wir Dank deiner lieben, mitdenkenden Cousine und ihrer Freundin mit Dauerkarten und trotz deiner Grippe mal überaus spontan in den Signal Iduna Park nach Dortmund gefahren und haben uns angeguckt wie dein BVB gegen Mainz gewinnt. Samt anschließendem Knöllchen für unerlaubtes Parken auf Grünflächen...
Außerdem haben wir im März das Weihnachtsgeschenk an unsere Eltern eingelöst. Waren mit ihnen in Kassel essen und anschließend in Vellmar zur Comedy.
Und wir haben alle zusammen gefeiert, dass dein Bruder wieder zurück in der Heimat ist, worüber du sehr glücklich warst.
Im April waren wir dann in Göttingen bei Mario Barth, was du mir u.a. zu Weihnachten geschenkt hattest.

Ende Mai hast du dir deinen großen Traum von der Rennstrecke erfüllt.
Wir sind mit dem alten Astra von Mama, deiner Suzi auf dem Hänger und dem Zelt im Gepäck bis nach Groß Dölln bei Berlin gefahren. Schnell hast du dich von der Anfängergruppe zu den Besten hochgearbeitet und am Ende sogar die 5. beste Zeit des Wochenendes gefahren. Es lief alles super rund. Ich war so unglaublich stolz auf dich und ich war glücklich, weil du es warst. Dafür habe ich mir gern mit der Kamera in der Hand die Füße wund gerannt, nur um für dich ein super Bild zu machen.
Ende Juni ging es dann mit deinen Eltern und dem Wohnmobil mit Anhänger im Schlepptau in eure zweite Heimat - Oschersleben. Auch hier bist du wieder so gut gewesen und durftest bald in der roten Gruppe mitfahren.

Anschließend ging es dann im Juli in unseren Algarve-Urlaub. Wir haben die Zweisamkeit fernab vom Alltag so sehr genossen. Egal, ob beim in Ruhe am Pool liegen, beim Klettern über Felsen im Meer, Sport machen, abends schick essen gehen oder Lissabon erkunden - die Zeit mit dir war intensiv und wunderschön. Und beim Luftgewehrschießen hast du mich mal wieder stolz gemacht, weil du Streber natürlich auf Anhieb die Höchstpunktzahl geschossen hast...
Wie froh ich bin dich hier noch zu vielen schönen Bildern gezwungen zu haben...
An deinem Geburtstag habe ich dich zusammen mit deinen Eltern überrascht, auch wenn du mal wieder nicht feiern wolltest. Deine Mami hat wie immer lecker Griechisch gekocht und wir haben gemütlich mit Oma zusammen im Garten gegessen und dir deine Geschenke überreicht.
Ich bin so froh, dass wir dich an diesem Tag "zu deinem Glück gezwungen" haben und gleichzeitig tut der Gedanke daran unheimlich weh, weil du viele der Geschenke nicht mehr nutzen konntest und es dein letzter Geburtstag mit uns sein sollte.
Ein paar Tage später wurde plötzlich unsere ganze Welt aus den Angeln gerissen. Das Jahr, was so gut angefangen hatte, wurde zum allerschlimmsten Jahr in unserem Leben. Man kann nicht in Worte fassen was wir seitdem durchmachen mussten und niemand, der nicht dasselbe erlebt hat, wird es nachvollziehen können.
Selbst nach einem knappen halben Jahr fühlt es sich oft - und gerade an so Tagen wie heute - noch kein Stück besser an - man hat nur gelernt etwas gefasster zu sein. Was mal mehr und mal weniger gut gelingt.
Wir vermissen dich natürlich alle jeden Tag so sehr - aber an Tagen wie heute ist es für mich geradezu unerträglich. Ich bin so verloren, so unvollständig, so einsam. Manchmal auch ein bisschen wütend, dass mir ausgerechnet das Wichtigste in meinem Leben und dieser Welt so ein wundervoller Mensch genommen wurde und dass du so ein leichtsinniger Idiot warst, wenn es ums Fahren ging.
Wie oft kämpft mein Kopf vergeblich in dem Versuch einen Weg zu finden alles ungeschehen zu machen, weil ich einfach nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll...
Was soll ich für uns für nächstes Jahr hoffen? An was glauben?
Das Einzige, was ich weiß ist, dass ich mehr Zeit mit den anderen tollen Menschen verbringen werde, die mir die letzten Monate gezeigt haben, dass es sich für sie zu kämpfen lohnt. Ich bin so unheimlich dankbar für euch alle und liebe euch sehr!
Und auch wenn mir das neue Jahr bereits neue Sorgen bereitet wie der erste Urlaub ohne Marv, ohne ihn am Meer zu sein, sein Geburtstag und vieles mehr, so weiß ich doch irgendwo, dass wir es zusammen schaffen werden so wie auch dieses Jahr.
Comments